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PHASE

Eine Novelle von Indra Kohl

Die Geschichte führt in der Ich-Perspektive durch eine Handlung, die den Lesenden zum Protagonisten macht. Durch persönliche Erlebnisse und Erfahrungen des Lesenden soll die Vorstellung über den weiteren Verlauf angeregt und das eigene Ich sowie die Gesellschaft hinterfragt werden. PHASE unterteilt Puls, Herz, Atmung, Sinn und Erkenntnis in kurze, knackige Kapitel, in welchen ausreichend Spielraum für die eigenen Interpretationen geboten wird.

Teilnahme am Wettbewerb: #kindlestoryteller2019

Über die Autorin

Gedichte, Reime und Geschichten schreibt die Autorin Indra Kohl seit ihrer Kindheit. Beruflich verfasst sie Lehrbücher und verfilmt diese als virtuelles Schulungsmaterial. Mit diesem Buch veröffentlicht sie ihre erste Novelle.

Ausschnitt aus dem Buch

Puh, wie erschlagen. Die Augenlider schwer wie Blei. Wow! Augen! Geht auf! Es war doch nur ein Nickerchen. Gerade war ich doch… Moment… wo war ich eben noch? Wieso fällt es mir nicht ein? Was hatte ich gerade noch gemacht? Was ist bloß mit meinen Augen? Wieso krieg‘ ich die Augen nicht auf? Ok, versuche ich es mit Zusammenkneifen. Das nenn‘ ich mal ‚Trockene Augen‘, es geht einfach nicht, ich krieg sie nicht auf. Was ist das denn nur? Sie kleben sprichwörtlich zusammen… eventuell hilft reiben? Gut, also die Hände. Die hängen an den Armen. Was ist mit meinen Armen? Oh Gott, ich kann mich nicht bewegen? Stecke ich fest? Hilfe, wieso kann ich mich nicht bewegen? Wo bin ich? Nun mach endlich die Augen auf! Los! Mach schon! Jetzt!

Uff, geschafft, Augen sind auf! Aber alles ist schwarz. Ok, Panik, was ist hier los? Schließ‘ die Augen wieder. Beruhige Dich. Ganz ruhig. Atme. Bereit? Dann Augen wieder auf. Lage checken! Und los: Augen sind auf, ich sehe nichts, es ist extrem dunkel, Arme und Beine bewegen sich nicht und ich schwitze. Und wie ich schwitze. Hier ist es so verdammt warm. Wenn ich nur wüsste… was hatte ich gerade noch gemacht? Ich erinnere mich nur an das Nickerchen. So müde, mir sind die Augen buchstäblich zugefallen. Aber wo bin ich hier? Wie komme ich an diesen Ort? Wieso erinnere ich mich nicht? Warum ist es hier so dunkel? Licht wäre gut… Mein Handy, das müsste doch in meiner Hosentasche sein. Das gibt es doch einfach nicht, ich bin völlig blockiert. Ich krieg‘ es nicht! Das kann doch alles nicht wahr sein! Wieso ist es hier nur so dunkel? Warum kann ich mich nicht bewegen? Ich werde wahnsinnig! „Hiillffeeee!“ Moment, hör auf zu brüllen. Du weißt nicht, was das hier ist. Das hilft aktuell nicht weiter. Finde erst einmal raus, wo Du bist! Ruhe bewahren, beruhige Dich! Einatmen… ausatmen… einatmen… ausatmen… einatmen… ausatmen!

Huch, was war das? Was ist das für ein gleichmäßiges Geräusch? So dumpf, es wird schneller und lauter… Herrjeh, jetzt wird es albern, das ist nur mein Puls. Konzentriere Dich, flipp‘ jetzt nicht aus. Für alles gibt es eine Erklärung. Vielleicht ist es nur ein schlechter Traum. Gewinne wieder die Kontrolle. Bam bam, bam bam, bam bam.

Ich bin ratlos. Was soll ich tun? Jetzt nur nicht verzweifeln. Richtige Schweißperlen fühle ich auf meiner Stirn. Durch Panik ausgelöst oder liegt es an dieser abartigen Hitze hier? Ich muss mich doch erinnern. Klare Gedanken muss ich fassen. Ich spüre etwas. Es ist wie ein Lüftchen, das den Schweiß abkühlt. Eigentlich ganz angenehm, wenn man von meiner Situation absieht. Vielleicht hatte ich mich ja versteckt und ich habe durch Panik und Hitze kurz das Bewusstsein verloren? Wenn ich mich nur erinnern könnte? Wenn ich mich versteckt haben sollte, wo könnte ich hier drinstecken? Vor was habe ich Schutz gesucht?

Der Luftzug könnte durch eine verschlossene Tür erzeugt werden. Durch einen kleinen Spalt zum Beispiel. Licht fällt ja nicht ein, also muss es ein winziger Riss sein. Soll ich doch noch mal nach Hilfe rufen? Vielleicht bin ich gestürzt und irgendwie hier hineingefallen. Aber so lichtdicht? Lichtdicht? Gibt es das Wort überhaupt? Egal, wenn es ein Unfall war, sollte ich mich auf jeden Fall bemerkbar machen. So geht es ja auch nicht weiter.

Ich kann mich nicht bewegen und nichts sehen. Wie sollte ich mich ohne Unterstützung befreien? Und wenn ich entführt wurde? Vielleicht hält mich jemand gefangen und wartet nur darauf, dass ich wach werde? So oder so. Ich hab‘ echt Schiss. Solch eine Situation kenne ich nicht. Mein Puls pocht. Allein das müsste irgendwer wahrnehmen. Er hämmert förmlich. Es hilft nichts, ich muss es riskieren. Was auch passiert, allein kann ich mich nicht befreien.

„Hallo? Ist da jemand? Kann mich jemand hören? Ich bin scheinbar hier eingeschlossen und kann mich nicht bewegen! Hallo? Kann mir jemand helfen? Bitte! Bitte helfen Sie mir, wenn Sie mich hören können! Hallo?“

„Hey. Hörst Du mich? Sei bitte nicht so laut.“

Oh mein Gott, ich glaub es nicht, da ist jemand. Ich weiß nicht, was ich zuerst fühlen soll. Panik, Hoffnung, Angst? Es kribbelt überall. Vielleicht auch, weil meine Beine gerade einschlafen. Ich muss antworten. Sonst ist die Stimme vielleicht weg. Aber flüsternd.

„Hallo, ja, ich höre Dich. Warum soll ich leise sein? Was passiert hier? Wo sind wir? Ich kann mich nicht bewegen? Du? Wer bist Du?“

„Ich bin‘s. Ich verstehe, dass Du aufgebracht bist, aber beruhige Dich endlich!“

„DU? Das kann nicht sein! Das ist nicht möglich!“

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